Für ein zärtliches Verständnis unserer psychischen Zustände, Zuschreibungen und der Auswirkungen des Alltags auf die Psyche
Psychische Gesundheit und unser Verständnis von ihr sind heutzutage zugleich banalisiert und vereinzelt. Man spricht von “Privatneurosen”, den “eigenen kleinen Traumata” und übt sich in Resilienz, um im Alltag zu funktionieren. Auf die Frage nach dem eigenen Wohlergehen kommt allzu oft ein schlichtes “Alles gut”. Floskelhaft und inflationär werfen wir mit psychologischen Ausdrücken um uns, die wenig Bedeutung haben, die wir zumeist falsch verwenden oder erst gar nicht wissen, was mit ihnen gemeint ist. Gerade durch das ständige banalisierte Gerede über die Psyche erklären wir diese zum bloßen Small-Talk-Thema und gehen auf Distanz zu unseren psychischen Zuständen und deren Ursachen. Uns stattdessen ernsthaft damit auseinanderzusetzen, wie es uns geht, vermeiden wir. Ein angemessenes Bereden findet kaum statt - insofern wir überhaupt darüber reden, wie es uns geht.
Zugleich sprechen wir selten von unserer aller, sondern meistens nur von der eigenen psychischen Gesundheit. Dabei sind doch viele von uns in ähnliche Konstellationen des Alltags eingespannt - die ebenso ähnliche psychische Problematiken provozieren. Vollzeit-Jobs, Beziehungen mit Partner*innen, Freund*innen und Familie, finanzielle Prekarität oder der Wunsch nach Selbstverwirklichung prägen unsere psychischen Zustände. Wie es uns psychisch geht, ist weder Schicksal oder Veranlagung, sondern Folge unserer Lebensweisen. Was wir im Alltag machen, wie wir uns zueinander verhalten und was wir fühlen (müssen), beeinflusst unsere Psyche.
In diesem Seminar möchten wir zunächst erkunden, wie sich Alltag konkret auf unsere Psyche auswirkt, wie diese also von alltäglichen Erfahrungen bestimmt wird. Anschließend wollen wir gemeinsam ein kritisches und emanzipatorisches Verständnis unserer psychischen Zustände und Zuschreibungen ausbilden. Dies soll anhand der Diskussion konkreter Begriffe geschehen. Praktisches Ziel ist es, einen zärtlichen Umgang mit der Psyche im Alltag zu entwickeln.
Wann & Wo
Freitag, 02.12., 16-20 Uhr & Samstag, 03.12., 11-18 Uhr
im Blauen Salon des Mehringhofs (Gneisenaustr. 2a, 10961 Berlin)
Seminarplan
Teil I: Wie der Alltag unsere Psyche bestimmt (Freitag)
Kollektive Selbstuntersuchung: Leistungsdruck & Winterzeit
Über den Zusammenhang von Alltag und Psyche
Grundlagen einer Analyse unserer Psyche
Der Umgang mit Psyche heute: Verdrängen, um zu funktionieren
Teil II: Wie wir im Alltag über unsere Psyche sprechen (Samstag)
depressiv*Depression
narzisstisch*Narzissmus
neurotisch*Neurose
dement*Demenz
hysterisch*Hysterie
traumatisch*Trauma
schamhaft*Scham
traurig*Trauer // melancholisch*Melancholie
Teil III: Ausblick in die verlorene Zukunft (Samstag)
… und das Begehren, dass alles anders sein könnte: Rationalisierung & Befreiung
Weitere Infos & Anmeldung unter info@assoziation-e.org oder via Instagram (@assoziation_e)
DISCLAIMER: Das Seminar soll und kann keine psychotherapeutische oder -analytische Behandlung ersetzen.
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