Wir fördern seit 2021 selbstorganisierte Wissenschaftler*innen, die unabhängig vom bzw. über den akademischen Betrieb hinaus emanzipatorische Strategien und Praxen erforschen, diskutieren und erproben wollen.
Termine Sommersemester 2024
Forschungskolloquium:
12.04.24 22.05.24 19.06.24 24.07.24
Termine ändern sich ggf. kurzfristig.
Forschungswerkstätten: Jeden zweiten Donnerstag 10h - 13h
Bei Interesse kontaktiert uns gerne: info@assoziation-e.org
Für eine Übersicht zu den Beiträgen der vergangenen Semester siehe unten.
Assoziation:E ist als Zusammenschluss von Nachwuchswissenschaftler*innen aus verschiedenen Disziplinen und Hochschulen interdisziplinäre Forschungsplattform. Ziel ist es, Vereinzelung, finanzielle Unsicherheit und andere prekäre Arbeitsbedingungen junger Forscher*innen anzugehen und einen diversen, international orientierten wissenschaftlichen Kontext für gesellschaftliches Gestaltungsbewusstsein zu schaffen. Zu diesem Zweck treffen wir uns regelmäßig zu Forschungswerkstätten und einmal monatlich zum Kolloquium.
Das Projekt
Unser Zusammenhang geht aus den Des.orientierungstagen an der TU München hervor. Ausgangspunkt dabei war und ist ein emanzipatorisches Wissenschaftsverständnis, das Wissenschaft als Mittel zum Zweck auffasst, zur Verwirklichung einer solidarischen Gesellschaft beizutragen, in der allen Menschen ein würdiges, selbstbestimmtes Leben ohne Leid ermöglicht werden kann.
Gemeinsamer Nenner aller Teilnehmenden ist das Interesse für nach konkrete Utopien: Was ist Utopie heute? Welche Utopien sind warum wie gescheitert? Inwiefern erkennen wir in unserer eigenen wissenschaftlichen Praxis Momente von (gescheiterter) konkreter Utopie? Und welche Rolle spielt die (Rück-)Besinnung auf Utopie bzw. die Entwicklung konkreter Utopien bei der Frage nach Gestaltungsbewusstsein im Zusammenspiel von Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft?
Wir wollen die Geschichte der (gescheiterten) Utopie ausgehend vom kulturwissenschaftlich- gesellschaftstheoretischen Befund einer kollektiven Selbstbeschränkung aus erzählen, die unserer Gegenwart inhärent ist und von Mark Fisher als kapitalistischer Realismus bezeichnet wurde. Wenn zentrale Diskurse unserer Zeit hinsichtlich der Frage nach gesellschaftlichen Gestaltungsoptionen immer wieder zu dogmatischer Selbstbeschränkung neigen, setzt der grundlegende Anspruch unserer Forschungsplattform eine reflektierte Herausforderung entsprechender Dogmen voraus.
Das (konkret) Utopische schwingt immer schon mit bei der
Erforschung der logischen, anorganischen, organischen, gesellschaftlichen, kulturellen, psychischen Gegebenheiten unserer Welt,
Entwicklung von Technologien sowie bei der
Reflexion und Aufarbeitung des Scheiterns der Gestaltung besserer Welten.
Und kann vom wissenschaftlichen zum emanzipatorischen gesellschaftlichen Horizont werden, wenn vorherrschende Delegitimations- und Verdrängungsmechanismen dagegen entkräftet werden.
Zur Gewährleistung der Wissenschaftlichkeit unseres Austauschs und unserer gemeinsamen Arbeit sind die Gütekriterien der jeweiligen Fächer maßgeblich. Unsere interdisziplinäre Ausrichtung läuft dabei auf einen methodischen Pluralismus hinaus, bei dem verschiedene Epistemologien aus verschiedenen Disziplinen gleichermaßen als wissenschaftliche Prinzipien gelten. Gemeinsames Kriterium ist jeweils ein reflexives, gegenstandsangemessenes methodisches Vorgehen. Einen solchen Pluralismus verstehen wir auch als essentiellen gemeinsamen Nenner einer wissenschaftlichen Offenheit gegenüber der Welt, die bei einer interdisziplinären Grundlegung von gesellschaftlichem Gestaltungsbewusstsein unverzichtbar ist.
Wie die verschiedenen Tendenzen und Trends der unterschiedlichen Disziplinen und Forschungsfelder zueinander in Konstellation zu setzen sind, um einen wissenschaftlichen Kontext für emanzipatorisches Gestaltungsbewusstsein schaffen zu können, ist Gegenstand des Prozesses unserer interdisziplinären Arbeit. Unser kollektives Experiment verspricht dabei auch interessante Erfahrungswerte hinsichtlich der Aushandlung der Spannung zwischen verschiedenen Forschungspraxen und Wissenschaftsverständnissen zu generieren, insbesondere zwischen quantitativer und qualitativer Forschung, also der objektivierenden Messung und der subjektivierenden Nachvollziehung von Phänomenen und aller damit einhergehenden wechselseitigen Vermittlungen.
Formate
Seit November 2021 findet zweiwöchentlich eine offene Forschungswerkstatt statt, und seit Februar 2022 monatlich ein Kolloquium. Die Themen werden dabei anhand der eingangs dargelegten Überlegungen und Fragestellungen ausgewählt und diskutiert: Was erachten wir als wichtige Beiträge zur Frage nach Utopia, Lost Futures, Scientific Horizons?
Teilnehmen können (angehende) Wissenschaftler*innen - Hilfswissenschaftler*innen, Doktorand*innen, Post-Docs etc. Unsere Auswahlkriterien entsprechen gängigen Prinzipien von Peer-Review-Verfahren (reflexive Verwendung von gegenstandsangemessener Methodik, originelle Forschungsfrage). Dennoch schließen wir nicht unmittelbar an die Praxis des Peer Reviews an, oder setzen gar für Vortragende voraus, bereits peer reviewed veröffentlicht zu sein, da wir auch Nachwuchswissenschaftler*innen auf dem Weg zu Veröffentlichungen und akademischen Renomée einen Raum bieten wollen.
Die gemeinsame Arbeit ist an zwei Leitfragen ausgerichtet:
Hinführung zum Forschungsgegenstand, vor dem Hintergrund der jeweiligen Methode / Theorie des Feldes. Was ist mein Forschungsgegenstand: Welche Vorannahmen habe ich, welches fachliches Vorwissen ist notwendig, welche Methoden verwende ich warum?
Bezug zu Scientific Horizons und/oder Utopie (Dystopie) und/oder Lost Futures. Inwiefern geht es bei meinem Thema um diese Themen? Wie positioniere ich mich zur utopischen Dimension von Forschung und darüber hinaus?
Neben dem Kolloquium werden zweiwöchentlich Termine für eine interdisziplinäre Forschungswerkstatt angeboten, zur Vertiefung interdisziplinärer Arbeit zu den Themen Utopie, Lost Futures und Wissenschaftskommunikation.
Die Forschungsplattform ist personell sowie durch Kooperationen überregional und international ausgerichtet.
Kontakt: info@assoziation-e.org
Vergangene Semester & Beiträge
Kolloquium im Sommersemester 2023
04/1 Leon Reichmann, Philosophie & Pädagogik
Pädagogik zwischen Wertgesetz und Abjektion
04/2 LyA, Geschichtswissenschaften
Zur antiautoritären Geschichte des 1. Mai
05/1 Matthias Lenz, Molekulare Biotechnologie
Protein Engineering: Krebs und seine Entstehung
05/2 Niklas Lefflik, Ethnologie
Empirische Polizeiforschung
06/1 Sarah Maâfi, Architektur
Künstlerische Intelligenz?
06/2 David Suica, Theoretische Philosophie
Zur Philosophie des Naturschönen
07/1 Max Nahrhaft, Sozialwissenschaften
Klimakatastrophe & Konformität
07/2 Dr. Francis Seeck, Sozialwissenschaften
FLINTA* in der Lehre und Forschung
Kolloquium im Wintersemester 2022-23
10 Alfredo Linguini, Soziologie
Building Rat Park
11/1 Clara Zeppelin, Geschichtswissenschaften
Zur Geschichte und Aktualität des Rätekommunismus
11/2 München Freiräume*n, Stadtentwicklung
Common Spaces & Urbane Praxis in München
12 Roman Thurn, Soziologie
Kriminalisierung der Armut & Kommunalisierung der Sicherheit
01/1 Florian Hinterwimmer, Medical Data Science
AI in Medicine - how much longer will we need radiologists?
01/2 Victor Wagner, Accounting, Auditing & Analysis
Paris-aligned Financial Reporting
Kolloquium im Sommersemester 2022
04/1 Henri Kruse, Medizin
Die Langeweile der Wahl. Dopamins Realitätsprinzip
04/2 Laboria Cuboniks, Philosophie: Xenofeminismus
05/1 Igor Krawczuk, Elektro- und Informationstechnik
Optimization Theory, Economics & the Real World
05/2 Anna-Lu Rausch, Medien- und Kulturwissenschaften
Spuren feministischer Epistemologien in 'grotesken' Performances
06/1 Barbara Braunschweiger, Molekulare Biotechnologie
Symbiosen zwischen Nutzpflanzen und Pilzen
06/2 Mario Cravallo, Geschichtswissenschaften
Nach der Utopie. Zur Ideengeschichte linker Melancholie
07/1 Jakob Neef, Theoretische Physik
Gravitationswellen. Ein neuer Blick auf Schwarze Löcher
07/2 N.N., Soziologie
"For now, our desire is nameless." Zur Problematik linker
Hegemonie
Im wissenschaftlichen Austausch Modi von konkreter Utopie aufdecken & mit der Dystopie umgehen lernen & zur emanzipatorischen Strategie beitragen.
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