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Archiv - AssoziationEn//Agora: "Zwei". Ein paar Verse zu Geschlechtsidentität & Gesellschaft

Bereits vor der Vereinsgründung assoziierten sich einige der jetzigen Mitglieder von Assoziation:E in Form von Agora München. Dabei handelte es sich um ein offenes Dialogformat, bei dem auf Basis verschiedener wissenschaftlich fundierter Beiträge die Unerträglichkeit der herrschenden Verhältnisse reflektiert und diskutiert wurde - der Vorläufer von Assoziation:E:n. Mit einer entsprechenden Archiv-Reihe möchten wir einige der in den Jahren 2018 - 2020 besprochenen Themen wieder zugänglich machen und präsent halten. Wir danken den Autor*innen für ihr Einverständnis, die Texte als Kollektiveigentum weiterzuverwenden.




ZWEI

Zwei Personen, mal gesehen,

Von einander angetan

Da sie auf einander stehen,

Schmieden sie zu zweit den Plan


Sich doch einmal im Privaten,

Auszutauschen bei `nem Bier.

Auf die Pläne folgen Taten

Und so sind die beiden hier.


Sitzen da in ihren Rollen,

Lässt sich fast wie Casting an.

Ohne zutun, ohne Wollen

Ist sie Frau, er aber Mann.


Schon grad eben vor dem Eintritt,

In beliebiges Lokal,

Spielte sein Geschlechter-sein mit,

Er traf „instinktiv“ die Wahl,


Ihr die Türe aufzuhalten,

Denn ein Mann muss gentle sein,

Und galant im Balzverhalten,

fühlt sich mit der Wahl recht fein.


In diesem Lokal, der Schenke,

bringt Mann Drinks nicht an den Mann,

Will Mann also Kaltgetränke,

Stell Mann sich am Tresen an.


Uns‘re beiden Turteltauben,

Warten allerdings zu zweit

In dem recht modernen Glauben,

Dieses Bild sei aus der Zeit.


Warten so auf ihre Helle,

Kühl und golden, süffig voll.

Da fragt er sich auf die Schnelle,

Ob er ihr Bier zahlen soll?


Denn das sei als Geste doch recht

Nett und zeugt vom freundlich sein,

Oder ist es eben doch schlecht,

Auf dem Grund der Schuld gemein?


Fordert man dadurch Erbringen

Einer Gegenleistung ein?

Ist es praktisch ein Erzwingen

Nur verhüllt in schönem Schein?


Sie hingegen würd‘ sich freuen

Zahlte er ihr kühles Hell,

Oder sollte sie sich scheuen,

Wär‘ schon sehr traditionell?


Eigentlich wär’s eine gute

Coole Geste seinerseits,

Ist ihm danach auch zumute,

Zückt er da das Geld bereits?


Oder zahlt er nur das seine,

Das wär schon recht distanziert,

Und dann zückten beide Scheine,

warten, dass gewechselt wird.


Und dann müsste man die Dauer

Dieses Doppelwechselspiels

Auch noch füllen, es wär schlauer,

Zahlte er - ja ihr gefiel‘s


Oder sie könnt‘ s übernehmen,

Das wär aber sehr gewagt.

Während sie Gedanken lähmen,

Wartet sie, bis er was sagt.


Barfrau will die Biere reichen,

Fragt wie man bezahlt – „Getrennt“

Denn das einfach selbst begleichen,

Gibt’s wenn man sich besser kennt.


Uns’re beiden Süßen setzen

Sich nun in ein stilles Eck,

Fröhlich fängt man an zu schwätzen.

Anspannung von gerade – weg.


Flirtfaktor ist klar zu spüren,

Lachend nähern sie sich an

Die Gespräche, die sie führen,

Füllen schnell den Abend, dann.


Ist es plötzlich spät am Abend,

Er muss früh am morgen raus,

Plagendes Gewissen habend,

Rutscht ihm kurz die Sprache aus.


Und schon eilen uns’re beiden,

Da er ja nach Hause will,

Und es ist nicht zu vermeiden,

Plötzlich ist es awkward, still.


Beide hatte einen richtig

Schönen Abend, sehr entpannt.

Das scheint jedoch nicht mehr wichtig,

Denn jetzt wird es sehr riskant.


Wie soll nun der Abschied laufen,

Wird nur schnell die Hand gereicht,

Wirft das alles über’n Haufen,

Dass der Vibe im nichts entweicht?


Oder wagt er es am Ende,

Überrumpelt sie mit Kuss,

Nimmt in seine ihre Hände,

Da das Date so enden muss?


Ist das überrumpelnd küssen,

Zeitgemäß, das quält ihn sehr,

Es wär eindeutig beschissen,

Wenn’s nicht einvernehmlich wär.


Soll er nach dem Kusse fragen,

Doch ist das nicht feige fast?

was genau soll er denn sagen,

Dass es smooth, romantisch passt?


Traut er sich der Grenzen wegen,

Oder ob des Selbstwerts nicht?

Jetzt auch noch ein leichter Regen

Gelb, warm das Laternenlicht.


Und wir seh’n Gedanken rattern

Vielleicht wagt er ja den Schritt,

Wir seh’n seine Nerven flattern,

Ich und du wir fiebern mit.


Denn sie wäre einem langen

Kusse gar nicht abgeneigt,

Hoffnungsfroh in leisem Bangen,

Wartet sie, dass er sei‘s leicht


Zur Not nur kurz, seine recht schönen

Lippen auf die ihren presst.

Daran könnt sie sich gewöhnen,

Wenn er sich gut küssen lässt.


Auch den ersten Schritt zu gehen,

Wäre sie im Grund bereit,

Sieht ihn da so vor sich stehen,

Und er tut ihr leider Leid.


Denn die Zweifelhaften Falten,

Zeigen, dass er gar nicht will.

Sollte sie sich kühn verhalten,

Oder hält sie lieber still?


Soll sie nach dem Kusse fragen,

Doch killt das die Stimmung nicht?

Was genau soll sie denn sagen,

Unter dem Laternenlicht?


Endlich scheint für die Verzagten

Umarmen als die beste Wahl.

Passend zu dem schnell gesagten

„Schön war’s, bis demnächst einmal.“







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